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Wort zum Monat

Liebe Geschwister,

schon bevor wir geboren wurden, hatten wir eine innige Beziehung zu unserer Mutter. Durch diese lebensnotwendige Verbindung wurden wir mit Nahrung, aber auch mit ersten geistigen Impulsen versorgt. Gott hat eingerichtet, dass diese vorgeburtliche Gemeinschaft das neue Leben prägt. Nach der Geburt entwickeln sich beide Persönlichkeiten unterschiedlich weiter, der Herzenskontakt bleibt jedoch.

Wie beschreibt die Heilige Schrift die Verbindung von Jesus und seiner Mutter Maria? Gottes Wille, dass eine Jungfrau den Gottessohn gebären sollte, hatten Propheten vorausgesagt. Maria glaubte dem Engel und erlebte die Erfüllung der Verheißung. Was mag sie empfunden haben, als sie das neue Leben unter ihrem Herzen spürte? Nach seiner Geburt wurde Jesus angebetet. Maria behielt und bewegte diese Worte in ihrem Herzen. Was sie erlebte, war der Beweis, dass Jesus nicht nur ihr Sohn, sondern auch der verheißene Erlöser war. Maria nahm ihre Mutterpflichten ernst und Jesus war ihr gehorsam. Sie suchte den Zwölfjährigen im Tempel und musste lernen, dass seine Beziehung zu seinem Vater im Himmel für ihn wichtiger war. Sie wusste um seine Gaben, weshalb sie bei der Hochzeit zu Kana auf ihn verwies und empfahl, seinen Worten zu folgen. Das war nicht nur Mutterstolz, sondern ihr Glaube an seine göttliche Kraft. Für Jesus war die Situation nicht angenehm, aber er handelte und stärkte so seine Mutter im Glauben. Schließlich ging Maria mit unter das Kreuz. Andere waren geflohen und hatten menschlich nachvollziehbare Angst. Nicht die Mutter. Sie suchte trotz der schlimmen Situation die Nähe ihres unschuldig verurteilten Sohnes. Sie litt mit ihm – er war ihr Kind. Jesus spürte diese Mutterliebe und sorgte seinerseits für seine Mutter, indem er ihr einen Weg in die Zukunft wies. Nach Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt blieb Maria bei denen, die ihm nachgefolgt waren. Im Kreise seiner Jünger behielt sie die Verbindung zu Jesus im gemeinschaftlichen Gebet.

Vielleicht ist der Muttertag der Anlass, um über unsere Mutter wieder einmal nachzudenken. Am Beispiel Marias können wir sehen: Eine Mutter liebt ihr Kind und sorgt für es, sie betet zu Gott für eine gute Entwicklung und leidet mit ihm in schwieriger Situation. Eine Mutter vertraut ihrem Kind im Bewusstsein auf dessen Gaben und Fähigkeiten. All das ist Grund zur Dankbarkeit ihr gegenüber – gleich, ob sie nach wie vor an unserer Seite ist oder schon diese Erde verlassen hat.

Herzliche Grüße,

euer Thomas Matthes

(Bischof Thomas Matthes ist zuständig für die Bezirke Dessau, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Stendal und Torgau)

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