Home > Meldungen > Trauer erlaubt – Ort der Trauer – Trauercafé

Trauer erlaubt – Ort der Trauer – Trauercafé

Schon vor 15:00 Uhr ist die Kirche am Samstag, den 11. November 2023 geöffnet. Im Vorraum stehen Pinnwände mit verschiedenen Fragen und Antworten. Auf verschiedenen Tischen ist so einiges vorbereitet. Karten mit Zitaten, Bücher für Kinder und alle, die sich über das Thema Trauer belesen möchten, ein Methodentisch oder ein Buffet mit Kaffee, Tee und Kuchen. Im Kirchenschiff ist das Kreuz beleuchtet, die Orgel spielt und Gäste sitzen in der Bank. Sie beten, hören zu oder gehen ihren Gedanken nach.

Unsere Geschwister, die unser Buffet bestücken und die Küche betreuen, freuen sich, dass viele Geschwister und Teilnehmer:innen etwas mitbringen und die Gemeinschaft mit Kuchen oder Keksen unterstützen.

An den Pinnwänden im Vorraum werden folgende Fragen gestellt und auch beantwortet:

Was ist Trauer? Laut Duden ist Trauer seelischer Schmerz über einen Verlust oder ein Unglück. Es ist eine Vielfalt von Gefühlen wie Traurigkeit oder Verzweiflung. Trauer ist ein Prozess.

Wie wird Trauer ausgelöst? Dazu einige von vielen Antworten: Trauer kann durch Folgendes ausgelöst werden: Loslassen bestimmter Wünsche oder Vorstellungen, eine beendete Beziehung, wenn die Arbeitsstelle gekündigt wird, wenn eine schwerwiegende Diagnose gestellt wird…

Wie kann sich Trauer zeigen? Trauer kann vier Phasen umfassen: Vom nicht wahrhaben wollen, über den Umgang mit den eigenen aufkommenden Emotionen und der Suche nach der verstorbenen Person, um dann eine neue Beziehung zu sich selbst und dem Verstorbenen aufzubauen. Diese Phasen sind individuell geprägt. Sie können von ganz unterschiedlicher Dauer sein, sich wiederholen oder auch in anderer Reihenfolge auftreten.

Trauer – Was kann ich tun? Wir dürfen selber agieren und diese Frage mit einem eigenen Post-It beantworten. Ein paar Antworten werden mit allen geteilt: weinen, Pralinen kaufen, Musik hören, eine Kerze anzünden oder sich bewusst die Zeit zum Trauern nehmen.

Wie wird Trauer erlebt? Es ist ein individueller Schmerz, der sich in Dauer, Intensität und Selbsterleben bei allen unterscheidet.

An anderer Stelle können wir unseren Lieben nochmal etwas sagen und aufschreiben, für was wir ihnen dankbar sind oder eine Bitte, die wir vielleicht noch haben. Oder wir visualisieren unsere Trauer, indem wir die Fragen beantworten: Wie würde deine Trauer aussehen, wenn sie eine Farbe, ein Tier oder eine Sache wäre?

Auf den Tischen liegen Zettel, dort können Wunschlieder notiert werden. Lieder die wir uns wünschen, die uns an unsere Lieben erinnern oder vielleicht die Lieblingslieder waren. Um 16:30 Uhr begann das Wunschliedersingen mit Orgel und Klavier.

Gegen 17:00 Uhr schauen wir uns einen kurzen Film an. Es ist ein Film, um den Impuls für ein Gespräch zu geben. Im Kinderraum sitzen wir und tauschen unsere Erfahrungen aus. „Ich habe es damals erst gar nicht realisiert“, „der Anruf, kurz nach dem Tod meines Mannes, hat mir so gutgetan“ und „ich habe damals noch mehr um mein Kind getrauert als um meinen Ehemann, als ich beide verloren hatte, das konnte ich lange Zeit nicht verstehen“ sind nur ein paar Gedanken, die wir geteilt haben.

Aus dem Austausch mit den Teilnehmern haben wir hier ein paar Gedanken aufgenommen:

Ein Glaubensbruder spricht davon, dass das Thema keinen Platz in unserer Gesellschaft hat und wenig bis gar nicht darüber gesprochen würde. Umso schöner sei dieses Angebot.

„Ich muss dann immer an unsere 3 Sternenkinder denken. In dieser schweren Zeit haben mein Mann und ich unsere Trauer damals einzeln bewältigt“ mit diesen Worten öffnet sich eine Glaubensschwester und erzählt aus vergangenen Zeiten. Eine andere Teilnehmerin wiederum sagt: „Ich würde diesen Tag heute als Ort der Sehnsucht bezeichnen, ich habe keine Trauer in mir, da ist nur Sehnsucht.“

Der Tag findet dann letztlich in einem Gebetskreis einen würdigen und schönen Abschluss.

Wir danken den Seelsorgerinnen bzw. Trauerbegleiterinnen, also unseren Schwestern Gabi (Charlottenburg), Barbara (Brandenburg a.d. Havel), Jacqueline (Reinickendorf), Michaela (Bad Belzig), Brigitta (Charlottenburg) und Kathrin (Falkensee) für die engagierte Planung und Durchführung dieser wichtigen Veranstaltung.

zurück