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Stille

„Was für eine Woche“, denke ich im Zurückschauen auf die letzten Tage, „was für eine Hektik bis vor einer Stunde, was für eine Menge an Terminen und Verpflichtungen“. Nun also soll das Thema „Stille“ sein,  sozusagen auf Knopfdruck und ich zweifle, ob es mir gelingen wird „die Kirche als ein Ort der Stille“ wahrzunehmen, so wie es für heute in unserer Kirche auf Plakaten angekündigt wurde, und inwieweit mich das überhaupt erreichen wird.
Mit etwas Skepsis komme ich an, im Kirchenvorraum wird nicht viel gesprochen und es zieht mich förmlich in den atmosphärisch beleuchteten Hauptraum der Kirche. Mein Blick fällt auf das Kreuz, das in einem warmen Grünton angestrahlt wird und so meinen Blick gefangen nimmt.

Ich nehme Platz, ganz für mich allein und lasse alles auf mich wirken. Man erkennt die Mühe, die gemacht wurde, um das Stillewerden zu fördern. Meine Gedanken schweifen vom optischen Eindruck weg, ich genieße die Ruhe und die Möglichkeit, in mich hinein zu hören.
Unweigerlich denke ich an Elia, der in der Stille Gott erkennen konnte (vgl. 1. Könige 19, 11-13) und wünsche mir genau jetzt das Gleiche für mich.
Ich denke an Mose und das Volk Israel zurück, die am Schilfmeer von  Gott das Versprechen empfingen: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (2. Mose 14, 14) und frage mich, ob ich eigentlich wahrnehme, wie oft Gott heute für mich „streitet“, das heißt, sich für mein Wohl einsetzt. Wie oft habe ich vor lauter Engagement und dem Trugschluss, ich könne und müsse alles selbst in die Hand nehmen, vergessen, einfach mal stille zu sein und ihm zu vertrauen. Ich nehme mir genau das für die Zukunft vor.
Dann denke ich an den wunderschönen 62. Psalm, wo David Gott in den Mittelpunkt seines Lebens stellt. „Meine Seele ist stille zu Gott“ heißt es dort und ich stelle mir vor, wie David damals wohl empfunden hat, als er diese Worte niederschrieb. Diese Ruhe wünsche ich mir auch für mein Leben, mit Gott im Reinen zu sein, still auf das, was er mir geben will, warten zu können in dem Bewusstsein, dass er ein besseres Timing für mein Leben hat als ich.

Ich merke, es geht mir besser, ich bin sortiert, das tut gut. Leise, still und glücklich verlasse ich das Gotteshaus; anders als ich hineingegangen bin.