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Wie ein Videogottesdienst entsteht…

Seit einiger Zeit gibt es das Angebot, Gottesdienste aus unserer Kirche per Videoübertragung über das Internet ins Wohnzimmer zu holen. War dieses Angebot zunächst nur für diejenigen gedacht, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen oder pandemiebedingter Vorsicht nicht selbst an den Gottesdiensten teilnehmen konnten, ist dies im Moment, wo aufgrund hoher Infektionszahlen überhaupt keine Gottesdienste mit Teilnehmern erlaubt sind, die einzige Möglichkeit, ein Stück Gemeindeleben miteinander zu teilen.
Doch was ist alles nötig, um eine solche Übertragung herzustellen? Wieviele Geschwister sind während der Gottesdienste in der Kirche und was passiert vor und nach einer Übertragung? Wir haben uns mal umgesehen und Interessantes herausgefunden.

Es ist Sonntagmorgen, 8.15 Uhr, der Schlüssel im Schloss dreht sich und die Eingangstür schwenkt auf. Diakon Roland Schulze betritt den Eingangsbereich unserer Kirche, aktiviert die Stromversorgung und schaltet sämtliche Beleuchtung im Kirchenschiff an, denn er weiß, ohne viel Licht wird es kein gutes Übertragungsbild geben können.
Vieles von der Technik ist noch vom letzten Gottesdienst an Ort und Stelle, das erleichtert die Inbetriebnahme. Aber eine Kamera muss dann doch noch auf ein Stativ geschraubt und ausgerichtet werden. Der mitgebrachte Laptop, mit dem die Übertragung gesteuert wird, fährt hoch und verbindet sich mit der Kirchentechnik. Ton und Bild werden nochmal überprüft und dann gibt es noch ein paar kleine Trockenübungen. “Ich muss auch immer erst ein bisschen warm werden und noch mal ausprobieren, wie die Überblendungen am besten gelingen, dazu brauche ich ein paar Anläufe, am liebsten ohne Zuschauer”, erklärt mir Diakon Schulze lächelnd. Für die Übertragung hat er zwei Kameras im Einsatz. So ist er in der Lage, von einem Bild auf das andere zu wechseln und einerseits den Altar, andererseits die Musizierenden im Blick zu haben. “Vor kurzem ist mir kurz vor Gottesdienstbeginn mal eine alte Kamera von mir, die ich hier aufgestellt hatte, kaputt gegangen. Für die Kamera ein schöner Abgang”, sagt er lachend, “aber ich hatte dann im Gottesdienst ganz schön damit zu tun, die verbleibende Kamera immer wieder hin und her zu stellen. So wie es jetzt ist, ist es deutlich angenehmer, sowohl für mich als auch für die Gottesdienstteilnehmer.”

Jetzt, um 9.10 Uhr, betritt Diakon Hardy Kretschmer die Kirche. Nach einer gründlichen Handhygiene beginnt er seinen Dienst und lüftet die Kirche, stellt den Opferkasten auf und beginnt damit, den Altar für den Gottesdienst vorzubereiten.
Kurze Zeit später prüfen unsere inzwischen eingetroffenen Brüder Mirco und Mario Nicksch, die sich um die Tontechnik und Elektrik kümmern, nochmals, ob die Beschallungsanlage in der Kirche funktioniert und justieren sie gegebenenfalls nach. Zudem wird die Telefonleitung aktiviert, mit der sich unsere Schwestern und Brüder telefonisch in den Gottesdienst einwählen können. Alles läuft sehr routiniert ab, jeder weiß, was zu tun ist, schon zu oft hat man die einzelnen Schritte durchgeführt.

Inzwischen geht es schon auf 9.30 Uhr zu, längst sind auch die Musiker da, die den Gottesdienst umrahmen werden. Sie spielen sich warm und sprechen noch einmal die Stücke ab, die vorgetragen werden sollen. Auch der Dienstleiter und der Mitpredigende sind angekommen. Nun ist das Team vollständig, das heute in der Kirche sein wird.

Mit einem Gebet beginnt der gemeinsame Dienst, der Dienstleiter bittet den himmlischen Vater um gutes Gelingen für den Gottesdienst, die Technik und die Musizierenden. Es soll ein schöner Gottesdienst werden, und das nicht nur für die, die ihn in der Kirche erleben, sondern gerade auch für unsere Schwestern und Brüder, die ihn per Übertragung verfolgen.

Um 9.45 Uhr wird die Videoübertragung live geschaltet, Diakon Schulze aktiviert sie an seinem Laptop, das wie ein Regiepult in einem Fernsehstudio eingerichtet ist. Dort laufen die aus den verschiedenen Quellen stammenden Kamera- und Tonsignale zusammen und werden so aufeinander abgestimmt, dass sie synchron sind und der Ton zu dem Bild passt. Erst dann wird es als gemeinsames Signal an einen Decoder weitergeleitet, einem Gerät, das Signale verschlüsselt und in die Internetleitung einspeist.
Ab jetzt können die Gottesdienstbesucher die Übertragung auch zuhause empfangen. Diakon Schulze überwacht dabei an einem separaten Monitor ständig, wie gut das Signal bei den Empfängern ankommt. Hierzu hat er sich auf einem Tablet per Internet zum Gottesdienst angemeldet, genau so, wie es die Geschwister zuhause auch tun. Er weiß daher auch ganz genau, wann es zu Aussetzern oder anderen Problemen kommt und kann darauf reagieren. Heute läuft aber alles perfekt, das Signal ist stabil und die Übertragungsqualität gut.

Der Gottesdienst beginnt, und während die Teilnehmenden zuhören können, ist das Technikteam ziemlich in Aktion: Es sorgt dafür, dass das Bibelwort zum Gottesdienst, Liednummern und Namen der dienenden Brüder eingeblendet werden. Der Ton vom Mikrofon muss manchmal doch noch einmal nachgesteuert werden. Bei Musikbeiträgen wird von der einen Kamera auf die andere übergeblendet, was an Reglern auf dem Laptop geschieht und jetzt zeigt sich auch, dass das Warmmachen vor dem Gottesdienst etwas gebracht hat. Alles passiert, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen….

Gegen 10.50 Uhr ist der Gottesdienst vorbei, die Videoübertragung wird beendet und der Abbau der Technik beginnt. Gleichzeitig bespricht man den Ablauf und versucht, Verbesserungspotentiale zu entdecken. „Wir hören nie ganz auf, uns zu fragen, ob wir nicht noch etwas besser machen können“, sagt Diakon Schulze ganz offen und wenn man die drei vom Technikteam so zusammenstehen sieht und miteinander fachsimpeln hört, dann fällt es einem leicht, das zu glauben.
Nachdem alle Technik wieder an ihrem Platz ist, die Musiker ihre Instrumente verstaut haben, Kontaktflächen desinfiziert und der Altar wieder abgedeckt wurde, verlassen alle Mitwirkenden das Kirchengebäude, dankbar, dass diesmal alles so gut geklappt hat.

Zeitgleich sitzen unsere Geschwister zuhause, ebenfalls dankbar, dass die Übertragung gelungen ist, aber wohl kaum ahnend, welcher Aufwand dafür betrieben werden musste.

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