Es ist Mittwoch, der 15. März 2023, 19.30 Uhr, und eine für einen Mittwoch verhältnismäßig große Gemeinde mit 126 Teilnehmern sowie 86 zugeschalteten Empfangsstellen per Video und Telefon erwarten den Beginn des lang geplanten Gottesdienstes mit Bezirksapostelhelfer Helge Mutschler im Gotteshaus an der Schwarzburger Straße. In seiner Begleitung sind Apostel Thomas Krack, die Bezirksämter und die Vorsteher des Bezirks Berlin-Brandenburg West. Eine wahrhaft außergewöhnliche Gemeinde. Und dann ist es endlich soweit.
Nach dem gemeinsam gesungenen Eingangslied und einem herzlichen Eingangsgebet legt der Bezirksapostelhelfer dem Gottesdienst einen Bibeltext aus Lukas 13, 12.13 zugrunde: “Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit! Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.”
In seiner Predigt geht er dann zunächst darauf ein, dass dieses Bibelwort gut in die Passionszeit, in der wir gerade leben, passen würde, denn auch die Begebenheit mit der erkrankten Frau geschah in der Zeit kurz vor der Passion Jesu Christi. Eindrucksvoll beschreibt der Bezirksapostelhelfer, wie die Frau aus dem Bibelwort über 18 Jahre ihre Krankheit getragen haben wird, den Blick wegen der Verkrümmung auf den Boden gerichtet, ohne Hoffnung auf Besserung oder Heilung, eingeschränkt, vielleicht unbeachtet oder verachtet. “Es kann sein, dass der eine oder die andere von uns sich gerade ganz ähnlich vorkommt: Man kann nicht mehr aufsehen, das Leid, der Kummer, die Sorge, die Fragen, die Sünde oder die Krankheit drückt uns nach unten, sie belasten uns wie ein schwerer Rucksack und wir haben Mühe, den Blick noch aufzurichten. Wir sehen Gott nicht mehr, wir sehen unseren Nächsten nicht mehr”, so der Bezirksapostelhelfer weiter.
Doch dann verweist er auf das, was der Bibeltext aussagt:
Als erstes berichtet die Bibel vom Blick Jesu, er nimmt die Frau in ihrer Situation wahr, er hat Interesse an ihr, er urteilt nicht, sondern verbindet sich durch Augenkontakt mit dieser Belasteten. “Manchmal versuche ich mir vorzustellen, wie dieser Blick wohl ausgesehen haben mag. Ich bin sicher, dass ganz viel Liebe aus diesem Blick gestrahlt hat”, fügt er hinzu. Diesen Blick hat er auch heute noch für jeden Menschen übrig, der niedergebeugt und belastet ist. “Fühle dich gesehen, selbst wenn du nicht glaubst, dass irgendwer dein Leid wahrnimmt”, tröstet der Bezirksapostelhelfer die Gemeinde.
Als zweites ruft der Herr Jesus in dem Bibeltext nach dieser kranken Frau und er ruft so, dass diese Frau weiß, dass sie angesprochen ist. Er kannte den Namen dieser Frau und er kennt auch dich, er kennt deinen Namen und er interessiert sich für dich. Er lässt unseren Namen, unsere Identität und Personalität so stehen wie sie sind. Er biegt dich nicht erst zurecht, dass du passt. Er steckt dich auch nicht in eine Schublade, er sieht dich, wie du bist und ruft dich bei deinem Namen. Der Blick der Frau im Bibeltext war nach unten gerichtet, aber das Ohr war empfangsbereit. “Sie kam zu Jesus, einfach so, wie sie war und damit tat sie das Richtige. Auch wir sollten so zu Jesus kommen, einfach auf ihn zugehen, wenn er ruft”, so Bezirksapostelhelfer Helge Mutschler weiter.
Als drittes erfolgte die Heilung der kranken Frau durch Jesus Christus, das Wunder der Befreiung von der Last. “Jesus erfüllt hier das, was er zu Beginn seiner Lehrtätigkeit von sich sagte, als er den Propheten Jesaja zitierte: ‘Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit’ (Lukas 4, 18.19). Er befreite die kranke Frau von den Stricken, die sie hielten und niederbeugten. Das hat er mit seinem Kreuzestod nur wenig später für uns alle umfassend erfüllt”, so der Bezirksapostel weiter. “Heute spricht Jesus Christus durch sein Wort auch dich an: Sei losgelöst davon, dass deine Lebensverhältnisse dich so fertig machen, dich so verkrümmen.”
Doch manchmal reichen Worte allein nicht aus, manchmal braucht man eine Berührung als Zeichen dafür, dass Jesus da ist. Diese Frau wurde von Jesus Christus angerührt. Heute berührt uns Jesus Christus in den Sakramenten, in denen Gottes Liebe sichtbar wird, wo diese mit Berührung und allen Sinnen dem Glaubenden anvertraut werden.
Das Ergebnis dieser Handlungen des Gottessohnes war die Genesung der Frau. Sie konnte sich aufrichten, sie hatte alles das, was sie niedergebeugt hat, in die Hände des Herrn Jesus gelegt. Und mit dem Aufrichten der Frau gewinnt diese ihre Würde zurück. “Jesus Christus sagt dir heute: Weißt du eigentlich wie wertvoll du für mich bist? Du musst nicht den Blick senken, du hast Würde und Größe, so wie du bist”, so der Bezirksapostelhelfer. “Und dann stehen wir mit offenem Mund vor Gott und sagen: Was bist du für ein großer und herrlicher Gott? Und wir erkennen, dass Gott auch unserem Nächsten die gleiche Würde gibt wie uns”, legt Bezirksapostelhelfer Mutschler der Gemeinde am Ende seiner Predigt ans Herz.
Apostel Thomas Krack weist in seinem Predigtbeitrag darauf hin, dass die Begebenheit aus dem Bibeltext und auch in Bezug auf uns ein Gegenprogramm des Herrn Jesus darstellen würde: Er sieht, spricht an, heilt, berührt. Er kommt dem Notleidenden immer näher, er lässt nicht Abstand aufkommen, egal, was der Mensch getan hat oder in welchem Zustand er ist. Der Apostel ruft die Gemeinde dazu auf, Berührungspunkte mit Jesus Christus und seiner Gemeinde zu suchen: “Der gemeinsame Gottesdienst und die Feier des Heiligen Abendmahls sind solche Berührungspunkte mit seiner Gemeinde und Jesus Christus selbst!”
Der Gemeindevorsteher, Evangelist Andreas Fischer, äußert in seinem Predigtteil eine Erkenntnis, die er im Laufe des Gottesdienstes gewonnen hat: “Das Wunder, von dem wir gehört haben, beginnt nicht bei der Heilung der Frau, es beginnt bei dem Moment als Jesus hinsieht. Von Gott, von Jesus Christus gesehen zu werden, das ist ein Wunder! Egal, in welcher Lebenssituation ich bin, Gott nimmt mich wahr, er interessiert sich für mich! Das mag uns in unserem Leben eine Hoffnung und beständiger Trost sein.”
Beauftragung eines weiteren Gemeindevorstehervertreters
Nach der Feier des Heiligen Abendmahls rief Bezirksapostelhelfer Helge Mutschler Priester Karsten Marks vor den Altar, um ihn zum Gemeindevorstehervertreter für die Gemeinde Falkensee zu ernennen. Er wurde dabei am Altar flankiert vom Gemeindevorsteher, Evangelist Andreas Fischer und dem anderen Gemeindevorstehervertreter, Evangelist Stefan Lehmann.
In seiner Ansprache an Priester Marks erwähnte der Bezirksapostelhelfer, dass diese Aufgabe mehr ist als nur Helfer und engster Mitarbeiter des Vorstehers zu sein, mehr als nur Handelnder oder Vertreter im Auftrag des Vorstehers. Die Aufgabe des Gemeindevorstehervertreters ist nicht losgelöst eigenständig zu verstehen, sondern als Teil der gemeinsamen Aufgabe der Gemeindeleitung. “Ihr seid geistliche Leiter”, so der Bezirksapostelhelfer an die drei vor dem Altar stehenden Brüder, “das Wesentliche, um das es dabei geht, sind: die Gemeinschaft, die Wortverkündigung und die Sakramente! Für diese drei Bereiche seid ihr verantwortlich.”
Zu der Gemeinschaft gehöre das Einssein der Gemeindeleitung, die Förderung der Einheit im Amtsträgerkreis und die Förderung der Gemeinschaft in der Gemeinde. Die Gemeinde darf eine “bunte Blumenwiese” sein, in der viele verschiedene Eigenschaften, Menschen, Begabungen, Lebenssituationen zusammenkommen dürfen und sollen. “Seht diese Vielfalt an, manchmal müsst ihr sie vielleicht auch ertragen, aber fördert sie jederzeit”, so Bezirksapostelhelfer Mutschler weiter. Er bat die Gemeindeleitung weiter um aufsuchende Seelsorge. “Seht hin, habt Interesse an den Geschwistern und schafft Berührungspunkte!”
Wortverkündigung bedeute, Ausblick für die Gläubigen zu schaffen auf die Wiederkunft Jesu Christi. Dabei muss dies heutzutage zielgruppenorientiert erfolgen, soll dabei jedoch stets auf die Verbundenheit mit Jesus Christus verweisen.
Bezüglich der Sakramente verwies der Bezirksapostelhelfer auf die Predigt: “Sakramente sind Berührungen des Gläubigen mit Gott. Macht das für die Gemeinde erlebbar und zu einem freudigen Anlass!”
Anschließend erfolgte die Beauftragung des neuen Gemeindevorstehervertreters.
Nach Ende des Gottesdienstes hatte die Gemeinde noch Gelegenheit, sich persönlich von Bezirksapostelhelfer Mutschler und Apostel Krack zu verabschieden und so endet ein außergewöhnlicher Abend für die Gemeinde in Falkensee.