Samstag, 20.05 Uhr, das Handy piept, eine Nachricht vom Gemeindechordirigent Lukas an alle Sängerinnen und Sänger: Der Chor wird am Sonntag nicht singen, weil die Kinder die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes übernehmen! Aha!
Bereits zuvor hatte der Gemeindevorsteher die Amtsträger der Gemeinde informiert, dass vor dem Gottesdienst eine Bibellesung aus Johannes 3, 1-18 durch unsere junge Schwester Hanni erfolgt.
Und Sonntagfrüh meldet sich auch noch Sonntagsschullehrer und Diakon Dennis: Die Kinder werden die Diakone bei der Vorbereitung des Gottesdienstraumes und bei der Begrüßung der Gottesdienstteilnehmer unterstützen.
Jetzt ist es klar: Dieser Sonntagsgottesdienst am 13. Oktober wird nicht wie jeder andere!
Einmal jährlich findet in der Gemeinde der so genannte Familiengottesdienst statt, in dem ein paar Dinge anders verlaufen als üblich und die Kinder im Mittelpunkt stehen. In diesem Jahr verbindet sich dieser Gottesdienst noch mit der Spendung der Heiligen Wassertaufe für Aaron Alexander, dem Sohn unserer Geschwister Luisa und Alexander Rose. Beste Voraussetzungen für eine besondere Stimmung und Atmosphäre also.
Schon vor dem Gottesdienst singt der Kinderchor unter anderem das Lied „Gott ist mein Vater, er hat mich gern!“ und stimmt die Gemeinde so auf das Kommende ein. Das Eingangslied stellt Jesus Christus in den Mittelpunkt: „Welch ein Freund ist unser Jesus“ ertönt es aus einer gut gefüllten Gemeinde und schon beim Verlesen des Bibeltextes aus Johannes 3, 17 wird deutlich, wieso das Lied passgenau ist: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“
Gemeindevorsteher und Evangelist Andreas Fischer begrüßt alle Anwesenden mit den Worten „Liebe Kinder und liebe große Kinder, schön, dass ihr alle da seid. Schau mal nach links und rechts von dir, da sitzen überall welche, die sich freuen, dass du da bist!“ Nach ein paar einleitenden Gedanken geht der Gemeindevorsteher dann vom Altar herunter und sucht die Nähe zu den Kindern der Gemeinde, die sich in den vorderen Reihen platziert haben.
Das erste Thema ist der Unterschied zwischen Angst und Furcht. Wohl jeder, egal ob Kind oder Erwachsener, hat schon mal Furcht vor etwas gehabt. Furcht ist die Reaktion auf eine erkannte Gefahr. Evangelist Andreas Fischer dazu: „Das war schon immer so: Wenn vor Tausenden von Jahren ein Mensch eine Begegnung mit einem Säbelzahntiger hatte, dann hatte er sich, wenn er klug war, gefürchtet und ist geflüchtet.“ Angst aber sei etwas anderes, so der Evangelist weiter. Angst stellt sich nämlich eine Gefahr vor, die noch gar nicht existiert. Eine solche Angst lähmt, nimmt Freude und Mut weg und lässt uns ohne Grund verzagen. Gemeinsam mit den Kindern wird dann herausgefunden, was man gegen Angst machen kann, nämlich sich einem anderen (einem Freund, den Eltern, einem Lehrer usw.) anzuvertrauen und von seinen Ängsten zu berichten. Außerdem, so der Evangelist weiter, können wir immer und jederzeit mit Gott sprechen und ihm alles sagen.
Der zweite große Themenblock ist dann das Thema „Superhelden“ und hierzu kann nahezu jedes Kind sofort einen Heldennamen nennen. Gemeinsam wird erarbeitet, dass Superhelden auszeichnet, dass sie anderen helfen, besondere Kräfte haben, für Gerechtigkeit sorgen und mutige Retter sind. Bezugnehmend auf den Bibeltext vom Beginn des Gottesdienstes ist sonnenklar, dass auch Jesus Christus ein Superheld ist, weil er die Menschen retten und beschützen will. Und dann zeigt der Gemeindevorsteher plötzlich auf einen Karton und sagt, dass darin ein Bild von jemandem ist, den Jesus liebt und retten will. Die Kinder kommen nach vorne und jeder darf einzeln einen Blick in den Karton werfen um zu sehen, wer da abgebildet ist. Es ist ein schönes Bild zu sehen, wie jedes Kind nach dem Betrachten des Bildes lächelnd zu seinem Platz zurückkehrt. Am Ende löst der Gemeindeevangelist auf und zeigt allen, was in dem Karton enthalten ist: Es ist ein Spiegel!
Die Superkraft des Superhelden Jesus ist seine Liebe, so der Evangelist weiter, und diese Liebe verteilt er an die, die ihn lieben, weiter. Durch Wiedergeburt aus Wasser und Geist (vgl. Römer 5, 5) wird die göttliche Liebe an den Menschen weitergegeben, damit diese wiederum selber diese Liebe an andere weitergeben können. So kann jeder Mensch ein Teil des Teams des Superhelden Jesus sein und mit ihm gemeinsam für das Gute sorgen.
Nach dem Predigtteil wartet ein weiteres Highlight auf die Gemeinde, als Aaron Alexander auf dem Arm der Eltern, begleitet durch ein Lied des Kinderchors an den Altar getragen wird, um das Sakrament der Heiligen Wassertaufe zu empfangen. „Als der Herr Jesus auf dem Meer den Sturm stillte (vgl. Matthäus 8, 23-26), fragte er die Jünger, die bei ihm waren, nicht „Wovor habt ihr Angst?“, sondern er fragte: „Warum habt ihr Angst?“, beginnt der Gemeindeevangelist seine Ansprache an die junge Familie. „Und auch wenn ich euch leider nicht versprechen kann, dass euer Aaron ein sorgenfreies und unbelastetes Leben haben wird – so gerne ich es tun möchte -, kann ich euch jedoch zusichern, dass Gott ihn nicht einen Augenblick allein lassen wird! Seine Hilfe wird immer größer sein als das Problem!“
Um ein Kind zu erziehen, brauche man drei Dinge, so der Gemeindevorsteher weiter: „Liebe, Liebe und Liebe!“ Und er zeigt auf, dass sich dieser Gedanke aufteilen lässt in die Liebe Gottes, die Liebe der Eltern und die Liebe des Umfelds (Familie, Freundschaften, Gemeinde). Die Liebe der Eltern sei wohl die bedingungsloseste, die wir Menschen kennen und es ist gut, wenn das Kind diese Sicherheit immer mit sich trägt. „Sorgt bitte auch dafür, dass Aaron weiß, dass Gott ihn immer liebt“, so der Evangelist weiter und, an die Gemeinde gerichtet: „Lasst es uns ein Anliegen sein, dass Aaron merkt, dass er hier auch geliebt wird, auch wenn er sich vielleicht mal im Gottesdienst lautstark zu Wort meldet – schenkt ihm immer ein Lächeln!“
Nach der Spendung des Sakraments der Heiligen Wassertaufe und der Feier des Heiligen Abendmahls endet der besondere Gottesdienst dann noch mit einem Dank- und Loblied des Kinderchores: „Jauchzet dem Herrn!“ – wie recht sie doch haben!
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