Friede auf Erden, so wünscht sich Gott den Umgang der Menschen untereinander. Nicht zuletzt aus der Botschaft der Engel an die Hirten auf dem Felde anlässlich der Geburt des Gottessohnes ziehen wir die Erkenntnis, dass “Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens” sein soll.
Die Realität sieht im Kleinen wie im Großen jedoch leider anders aus. Ist der Segenswunsch der Engel vielleicht doch Utopie?
Wir haben uns dazu ein paar Gedanken gemacht und möchten euch daran teilhaben lassen.
Weihnachtsfriede – was bedeutet das?
Gibt man das Wort ‘Weihnachtsfriede’ in die Internetsuchmaschinen ein, ploppt als erstes ein Bild mit Soldaten im Ersten Weltkrieg auf. Am Heiligen Abend des Jahres 1914 legten die Soldaten der britischen und der deutschen Armee an der Westfront ihre Waffen nieder. Diese Waffenruhe war von den Heeresführern der verfeindeten Länder nicht autorisiert. Aber es gab auf beiden Seiten der Fronten noch ein übergreifendes christliches Bewusstsein von Weihnachten als einem Fest der Nächstenliebe.
Aus der Heimat waren Briefe und Päckchen eingetroffen, die Oberste Heeresleitung hatte zehntausende Miniaturweihnachtsbäume an die deutschen Fronten versandt. Die Soldaten waren erschöpft von Schmutz und Kälte in den Stellungsgräben und brauchten einen Moment der Besinnung und des Kraftschöpfens. So kam es dazu, dass die Waffen für einige Tage ruhten und dieses Ereignis sich als der Weihnachtsfrieden in das kollektive Gedächtnis einprägte.
Wie wir wissen, war er nicht von Dauer. Der erste Weltkrieg forderte in den darauffolgenden Jahren weiter viele Opfer und es folgten weitere Kriege – bis in die heutige Zeit und in unserer Nähe.
Wenn man nach dem wahrhaftigen Weihnachtsfrieden sucht, ist man, obwohl von der Geschichte eine berührende Botschaft ausgeht, hier wohl falsch. Liegt es wohlmöglich daran, dass von vornherein klar war, dass dieser Friede nicht anhalten können wird, diese Form der Friedenshandlung also allein “Kopfsache” war?
Im öffentlichen Dienst ist der Begriff ‚Weihnachtsfrieden‘ übrigens eine Bezeichnung dafür, dass zwischen den Jahren, also zwischen Weihnachten und Neujahr, üblicherweise keine belastenden Verwaltungsakte erlassen werden und z. B. auf Vollstreckungsmaßnahmen oder Mahnbescheide verzichtet wird. Auch hier handelt es sich nur um eine vorübergehende Vertagung von Unangenehmem. Von bleibendem Seelenfrieden keine Spur, denn jeder weiß, ab Januar ist es wieder vorbei mit der Ruhe.
In unserer Zeit „voll Angst und Sorgen“, wie der Chor es singt (CB 208), und leider auch mitunter voller Hektik und Unruhe in den Familien, ist es gar nicht so leicht, sich auf das zu besinnen, was Weihnachten ausmacht. Allzu leicht kommt auch uns der Friede abhanden, weil die Welt, in der wir leben, uns nicht zur Ruhe kommen lässt.
„Wem der Friede wohnt im Herzen, der ist unermesslich reich“ heißt es in einem Lied von Max Hölting. Wie wahr, doch wie könnte man das bewerkstelligen? Ein paar Denkansätze dazu:
Jesus Christus sagte einmal: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ In Bezug auf den Frieden geht es also nicht darum, einen Unfrieden abzuleugnen, zu beschönigen oder zu ignorieren. Vielmehr sollten wir die Verpflichtung darin erkennen, dem Frieden nachzujagen und uns bei unserem Heiland dafür die Kraft schenken zu lassen.
Paulus schrieb an die Kolosser: „In eurem Herzen herrsche der Friede Christi. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes!“ Daraus lässt sich wiederum ableiten, dass der Friede im Herzen nicht nur eine Wunschvorstellung ist, sondern eine Aufgabe, die Gott uns konkret gegeben hat und für deren Erfüllung er uns auch ausstattet. Nehmen wir den Frieden auf, den Gott uns im Gottesdienst anbietet, nehmen wir den Frieden des Auferstandenen, der bei der Sündenvergebung zugesprochen wird, an und geben wir ihm Raum in unserem Herzen, auch außerhalb der Kirchenmauern.
Noch ein letztes Beispiel, diesmal aus der Bergpredigt des Herrn Jesus: „Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe.“ Ein klares Anzeichen dafür, dass unser Herr Jesus dem Schaffen von Frieden eine hohe und elementare Bedeutung beimisst. Frieden im Herzen kann es daher auch nur geben, wenn ich bereit bin zu verzeihen, mich zu versöhnen und Versöhnung zuzulassen.
Gott selbst ist in der Geburt Jesus auf die Erde gekommen um den Menschen Frieden zu bringen. Frieden nicht als Waffenruhe, nicht als Aufschub, nicht als Verdrängung, sondern als göttliche Gabe an die Menschen. Als Christen mühen wir uns darum, Frieden in der Familie, mit den Nachbarn, Kollegen – mit dem Nächsten zu schaffen, zu halten und zu bewahren. Das Ringen darum wird nicht aufhören, mit dieser Aufgabe werden wir unser ganzes Leben beschäftigt sein und immer wieder erleben, dass es uns mal besser, mal schlechter gelingt. Vielleicht sehen wir es einfach als eine schöne Vorbereitung für die Zukunft in der neuen Schöpfung, schon im Hier und Jetzt an dem Ort, wo Gott mich hingestellt hat, sein Kind, sein Friedenskind, zu sein.
Friede sei mit euch und habt einen frohen Vierten Advent!
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