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Gebetsabend? Was soll das sein?

Beten, die Möglichkeit mit Gott ins Gespräch zu kommen, die Sorgen zu teilen oder um Rat zu fragen. Unser Priester Mathias hatte den Gedanken, in Gemeinschaft und zu verschiedenen Themen gemeinsam zu beten.

Dienstags am Gebetsabend nehmen nun verschiedene Geschwister unserer Gemeinde teil und beten zusammen. Eine kleine Gruppe aus den verschiedenen Teilen unserer Gemeinde, wie zum Beispiel Amtsträger, Senioren und Jugendliche.

Es ist aber auch ein Raum, um an die Lebensumstände von Christ:innen aus der ganzen Welt und die Geschehnisse in anderen Ländern zu thematisieren. Als Grundlage dienen unter anderem auch die Inhalte und Themen des Vereins “Open Doors e.V.”, die tiefgehende Einblicke in Christenverfolgungen auf der ganzen Welt geben.

Das gemeinsame Gebet ist auch Ausdruck von Dank und Ehrerbietung, die ebenso ihren Platz am Gebetsabend haben. Alles, was im Herzen eines jeden Einzelnen steht, kann im Gebet zu Gott getragen werden. Möchte ein:e Anwesende:r nicht selber beten, kann dies eine Schwester oder ein Bruder übernehmen.

Seit kurzem gibt es auch einen Briefkasten für die Gebetsanliegen in der Gemeinde, für alle, die nicht vor Ort da sein können oder wollen. Dort kann jeder auf einen Zettel schreiben, für was gerne gebeten werden darf. Ob anonym oder mit einer Unterschrift versehen ist nicht entscheidend. Auch an diese Geschwister und ihre Gebetsanliegen wird gedacht. Der Briefkasten befindet sich übrigens links vom Eingang an der Garderobe.

Wie Priester Mathias auf die Idee kam und was „ein Briefkasten, ein Kreis und eine Nahtoderfahrung“ damit zu tun haben, erfahrt ihr im folgenden Interview:

Mathias, was bedeutet dir das Gebet an sich? Wann betest du und gibt es da Unterschiede, die du kennengelernt hast?

Das Gebet an sich ist eine Zwiesprache mit Gott, ein Gespräch. Sicher bekommt man da keine Antwort, so als sprächest du mit deinen Liebsten, aber dennoch hört er dich genauso. Ich bete morgens, abends und zu den Mahlzeiten. Ich halte es für wichtig, für mich persönlich und auch in der Familie, wenn wir Essen gehen, es auch in der Öffentlichkeit zu tun. Da erwarte ich auch keine Stille im Restaurant, nur weil wir da jetzt beten wollen. Wir tun es einfach. Es ist auch ein Punkt, den man sich als Christ hier und da in Erinnerung rufen sollte, weil es manchmal Situationen gibt, in denen nicht mehr zum Essen gebetet wird. Da frage ich mich: Ist es verloren gegangen? Ist es vergessen gegangen? Ist es nicht mehr wichtig? Dann sind da natürlich noch die Situationen im Alltag, zum Beispiel hört man im Radio von einer Situation und legt eben alles beiseite, spricht ein Gebet und legt Gott dar, was einem im Herzen steht.

Einmal gibt es das gemeinschaftliche Gebet, wie das der Amtsträger vorne am Altar. Wie dort gebetet wird, ist oft anders, als wenn man selber betet, denn jeder hat ja seinen eigenen Stil. Der Herr kennt so viele Varianten des Gebets. Im Gebetskreis lassen wir es zu, uns gegenseitig ins Herz zu schauen. Diese Art des gemeinsamen Gebetes hebt sich natürlich ab von einem Gottesdienstgebet. Die Gebetskreisvariante ist sehr intensiv und regt zum Nachdenken an.

Was ist Open Doors und wie bist du auf diesen Verein aufmerksam geworden?

Ich habe Joyce Meyer (eine US-amerikanische protestantische Predigerin, Anm. Red.) gehört und habe festgestellt, die macht ja tolle Dinge und wollte für ihren Dienst etwas spenden. Dann habe ich recherchiert und bin auf einem Link von Open Doors gelandet und habe dorthin gespendet. Ich dachte, es gehört zusammen. Als mir klar wurde, dass es etwas anderes ist, dachte ich, gut, dann lese ich mir das mal durch und schaue was DA dahinter steckt und merkte dann, wie interessant das ist. Als ich mich näher damit beschäftigte, merkte ich: Du lernst für deinen Glauben und dein Leben dazu. Und dann habe ich mir das Monatsheft bestellt. Da sind u.a. tägliche kleine Gebetsanliegen drin, für rund um die Welt. Open Doors ist ein überkonfessioneller Dienst. Sie kümmern sich weltweit um verfolgte Christen. Davon gibt es zur Zeit über 365 Millionen.

Was bringt ein Gebetsabend, wenn wir doch auch alle alleine täglich beten? Was ist der Unterschied in Gemeinschaft oder alleine zu beten?

Da müsste man jetzt eigentlich die interviewen, die am Gebetsabend teilnehmen. Da hört man dann u. a. „man müsste jeden Tag einen Gebetsabend machen“. Apostelgeschichte 2, 42 weist auf die Beständigkeit im Gebet hin. Wurde damit das Gebet eines jeden Einzelnen zu Hause angesprochen, wenn doch die Lehre, Gemeinschaft und Brotbrechen eine Sache der Gemeinschaft ist? Wir singen im Lied Nr. 106 Vers 2, “das Gebet der frommen Schar…”, Vers 3, “Was wird´s tun, wenn sie nun, alle vor IHN treten und zusammen beten?”. Wenn jemand ein Gebetsanliegen hat und wüsste, da sind jetzt Geschwister, die für mich beten und sich hinter mich stellen, sie beten zusammen für mich…. Na, dann fühlst du dich als Betreffender bestimmt geborgen und gestärkt, wenn du weißt, sie falten alle die Hände. Das ist eine Gebetsmacht und die wird heute mehr als je gebraucht!

Alleine beten oder zusammen: Da möchte ich von einer jungen Frau erzählen, die in einer Nahtoderfahrungen den Erdball gesehen hat von dem lauter Lichtstrahlen ausgegangen sind. Manche waren wie winzige Taschenlampen und andere wie von Suchscheinwerfern. Ihre Frage war: Was ist das? Was sind das für Strahlen? Dass sind Gebete, die die Menschen auf der Erde sprechen. Die kräftigen Strahlen sind Gebete mit viel Intensität und von Menschen mit großem Glauben. Gewiss auch gebündelte Gebete von Gebetsgruppen.

Benötige ich immer ein Anliegen, um zum Gebetsabend kommen zu dürfen?

Auf keinen Fall. Jeder darf kommen, ob du ein Gebetsanliegen hast oder nicht. Jeder ist willkommen. Wie schön ist es, wenn etliche kommen, die kein Gebetsanliegen haben und beten mit dem, der ein Gebetsanliegen hat.

Muss ich selber beten?

Da MUSS gar keiner beten.

Wie ist denn so der Ablauf?

Wir setzen uns in einem Kreis zusammen. Da ist dann die erste Frage: „Habt ihr ein Gebetsanliegen?“. Dann geht es sofort los. Die Glaubensgeschwister sagen „Ja“ oder „Nein“, schildern die Situation, beten dafür und das geht dann die Reihe rum, bis wir wieder beim ersten angelangt sind. Es ist natürlich schön, wenn wir für ein Anliegen beten und daher muss einer beten und in dem Fall, dass niemand möchte, bete ich dann (Mathias). Nur wenn ich es alleine öfter mache, dann ist es, denke ich, irgendwann auch eintönig und irgendwo auch immer sich wiederholend, da man ja in seinem Muster und Stil drin ist. Ich frage also immer: „Wer möchte beten für sein Anliegen oder das des Anderen?“ und da finden sich meistens ein, zwei oder drei und die beten dann. Danach gehen wir nochmal die Runde rum, um an die Gemeinde zu denken oder verschiedene Gruppen der Gemeinde. Hier machen wir meist ein Gebet reihum. Und auch hier muss niemand beten, wenn er oder sie nicht möchte. Wer beten will, der betet, sagt Amen und unaufgefordert ist der Nächste dran. Wenn dieser nicht beten möchten, sagt er einfach nur „Amen“ und der Nächste ist dran. Das ist völlig in Ordnung und damit hat niemand ein Problem und alle sind Teil des Gebetskreises. Das macht es so richtig schön und ungezwungen.

Woher weiß ich, dass meine Anliegen nicht weiter getratscht werden oder dass sich jemand lustig über mich macht?

Ja, wissen, das es nicht weitergetragen wird, dafür kann ich meine Hand nicht ins Feuer legen, aber ich habe bisher nicht das Gefühl gehabt, dass jemand dabei war und mir das Gefühl gab: „Oh weh, das weiß gleich die ganze Gemeinde“. Das Gefühl habe ich einfach nicht. Also wenn die Geschwister mitmachen und mitbeten, das versteht sich von alleine, dass es da nichts zu tratschten gibt. Es ist viel zu ernst!

Woher weiß ich, dass für mein Anliegen gebeten wird, wenn ich dies in den Briefkasten stecke?

Da kann ich eigentlich nur mich als Zeugen nennen, denn für den Briefkasten gibt es nur einen Schlüssel und den habe ich. Ich schaue dann vor dem Gebetsabend hinein und wenn da ein Zettel mit einem Anliegen drin liegt, dann nehme ich das direkt an diesem Abend mit in den Gebetskreis. Gern auch an den anderen Terminen danach.

Vielen Dank für das Gespräch, lieber Mathias!

Vielleicht hat euch dieser Beitrag neugierig gemacht, auch einmal zu einem Gebetsabend zu gehen. Fühlt euch herzlich dazu eingeladen. Die Termine werden im Gemeindeblatt und auf unserer Webseite veröffentlicht.

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