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Fortbildung für Lehrkräfte – Vom Umgang mit Trauer

„Liebe Redaktion, wir haben eine Fortbildung für die Lehrkräfte der Kinder über den Umgang mit Trauer und Verlusten organisiert.
Hättet ihr Interesse daran, darüber auf der Webseite zu berichten?
Liebe Grüße, Kathrin“


Und ob wir das hatten, und so sitze ich an diesem Donnerstagabend mit sieben weiteren Geschwistern im Unterrichtsraum der Kirche und weiteren zehn Teilnehmern, die sich in die eingerichtete Zoom-Konferenz eingewählt haben und lausche den einführenden Worten und Gedanken unseres Glaubensbruders Jürgen Jakob aus Gießen (Hessen). Er ist Dozent und Coach für Menschen in Verlust- und Krisensituationen, Notfallseelsorger und Trauerbegleiter, also jemand, der weiß, wovon er spricht, wenn er von einschneidenden Erlebnissen von Menschen berichtet, denen durch Verlust buchstäblich der Boden unter den Füßen wegbricht.

Mit beeindruckenden Worten schildert er persönlich erlebte Situationen, in denen man nicht weiß, was man sagen soll und jedes Wort falsch zu sein scheint. „Man müsste verstehen, was in Trauernden vorgeht, um sie überhaupt erreichen und vielleicht trösten zu können“, so Jürgen Jakob weiter. Um das besser zu können, hat er nicht nur selbst Fortbildungen genossen, sondern gibt jetzt sein Wissen weiter in Kursen, in denen er Teilnehmer/-innen zu Trauerbegleitern ausbildet (u. a. auch unsere Schwester Kathrin Fischer, die die Veranstaltung maßgeblich organisiert hat) und auch in solchen Seminaren wie dem unseren, das auf zweimal zwei Stunden ausgelegt ist. Für all das wurde von ihm dafür das Projekt „Gedankenschiff“ ins Leben gerufen, welches diese Leistungen anbietet.

Vor zehn Jahren hat er ein so genanntes „Trauerbüro“ eingerichtet, auf dem er Menschen, die in akuten Verlust- und Krisensituationen sind, berät und begleitet. All das macht er nebenberuflich und ehrenamtlich. Wer den Verein für Menschen in seelischer Not bei seiner wichtigen und anspruchsvollen Arbeit unterstützen möchte, ist dazu herzlich eingeladen, die Bankverbindung und alle weiteren Informationen finden sich auf dem angegebenen Link.

An diesem Abend berichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ihren Motivationen, an dem Seminar teilzunehmen und von teils sehr persönlichen Erlebnissen, in denen man sich hilflos und überfordert mit Situationen erlebt hat. Der Wunsch, geeignete Reaktionsmöglichkeiten in Trauerfällen an die Hand zu bekommen, Wege aus der Trauer aufgezeigt zu bekommen und Trauerphasen kennen und deuten zu können, bildete den Schwerpunkt der Erwartungshaltungen, insbesondere im Umgang mit den Kindern der Gemeinde.

Eine erste Reihe von Tipps konnte der Seminarleiter den Teilnehmenden gleich mitgeben: Das Thema Verlust sollte nicht tabuisiert werden, man sollte darüber sprechen, auch ohne aktuellen Fall. Eine gute Vorarbeit erleichtert den Umgang mit dem Thema, wenn der Ernstfall eintritt. Hierbei sollte man den Kindern auch Gelegenheit geben, ihre eigene Vorstellung von Tod und Verlust zu äußern, nicht selten sei man erstaunt, was dabei in den Kindern zum Vorschein kommt. Überhaupt sei Zuhören des Anderen bei Trauer wichtig, „Trauerarbeit besteht zu 80% aus Zuhören und zu 20% aus Hinterfragen“, betont Bruder Jakob.

Anhand eines gezeigten Films diskutierte die Gruppe danach über die konkrete Trauerarbeit mit Kindern. Es wurde herausgearbeitet, wie wichtig es gerade bei Kindern ist, den Tod eines geliebten Menschen mit (auch biologischen) Erklärungen anzureichern, soweit dies möglich ist, ohne in sinnfreie Floskeln zu verfallen. Die liebenswerten Besonderheiten des/der Verstorbenen können gemeinsam gewürdigt und Dankbarkeit dafür entwickelt werden. In konkreten Fällen sollten Lehrkräfte mit den Eltern Absprachen zum Umgang mit dem Heimgang treffen und gemeinsam über kindgerechte Rituale zur Erinnerung an die Verstorbenen nachdenken.

„Kinder geraten sehr schnell in große Traurigkeit und genauso schnell verlassen sie sie wieder, da kommen wir Erwachsenen manchmal kaum hinterher“, berichtet Jürgen Jakob, es sei in Ordnung so und man sollte Kindern dieses Freiraum auch lassen und sie nicht zur Trauerarbeit verpflichten, wenn es sich nach Erwachsenenmaßstäben so gehöre. Andererseits gehört es zu dem größten Leid der Kinder, dass Verstorbene mit der Zeit in Vergessenheit geraten, auch darauf sollte man sich einstellen und geeignete Wege zur Erinnerung suchen.

Wir könnten jetzt noch viel mehr berichten, viel zu schnell sind die 120 Minuten mit den vielen Impulsen und Gedanken vergangen. Es war berührend, diese Gesprächsrunde begleiten zu dürfen und zeigt, dass dieses Thema mitten in unserem Leben steht.

Wir als Redaktion wünschen allen Seminarteilnehmern für den zweiten Teil, der am Donnerstag, den 5. Mai 2022 wieder um 19.00 Uhr stattfindet, ganz viele gute Impulse für die Arbeit an und mit unseren kleinen Geschwistern, danken dem Seminarleiter für seine gute Führung durch die Veranstaltung und wünschen ihm mit seinem Herzensprojekt „Gedankenschiff“ weiterhin viel Erfolg und Segen.

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