Was wäre eine Kirche ohne Blumenschmuck? Allein schon deshalb lohnt ein Blick hinter die Kulissen dieser besonderen Aufgabe und auf die, die sich dieser Aufgabe verschrieben haben:
Ein Besuch bei der Blumengruppe, die gerade auf Hochtouren arbeitet. Ich betrete die Kirche, der Boden ist übersät mit Tannenzweigen, Weihnachtskugeln und Schneedekoration. Kein Zweifel, die Adventszeit naht. Gestecke für den Altar und für den Aufenthaltsbereich werden zurechtgemacht und es umgibt einen eine lebendig-freudige Stimmung, die dazu mit warmem Tee und Kuchen versüßt wird.
Die „Blumenfeen“ zaubern eine heimelige Atmosphäre und verbringen mehrere Stunden am Sonnabend vor dem 1. Advent in der Kirche. Während einer kleinen Atempause findet sich Gelegenheit, um über ihren bunt-blumigen Einsatz in der Gemeinde zu erzählen.
Stellt euch doch kurz einmal vor, wer seid ihr?
„Wir sind die Blumenfeen!“
„Genau, bevor es losgeht, sind wir schon dagewesen.“
„Wir sind sozusagen das schmückende Beiwerk.“
Welche Aufgaben in der Gemeinde übernehmt ihr?
„Wir umrahmen den Gottesdienst und sprechen durch Schmuck und Blumen. Die Blume ist eine Sprache Gottes“, sagt Madelaine, die eine Eventmanagement-Firma führt und viele Gestaltungselemente aus ihrem privaten Equipment beisteuert.
Die Arbeit der Blumenfeen wird manchmal unterschätzt. Die Vorbereitung für den Blumenschmuck fängt nicht im Blumenladen an, sondern schon viel früher. Marlis erzählt, dass sie sich abends schon vorm zu Bett gehen mit den Gedanken befasst, was sie für ihren nächsten Blumendienst arrangieren könnte. 2-3 Stunden vor Ort ist das eine, aber die Vorarbeit und die Auseinandersetzung beginnt viel früher. Auch Astrid berichtet, dass sie sich gerne vor den Altar stellt, die Ruhe in sich einkehren lässt und vor Beginn erst einmal ein Gebet spricht – gerade vor Entschlafenen-Gottesdiensten ein besonderer Moment.
Man kann nur erahnen, was hier für Fingerfertigkeiten und kreative Gedanken zu Tage treten, denn schon beim Betrachten der in jedem Gottesdienst stehenden Blumengestecke sieht man selbst, dass oft mehr dahinter steckt, als nur ein Blumenstrauß in einer Vase. „Man stellt die Blumen nicht einfach nur hin, man ist mit dem ganzen Herzen dabei“, sagt Marlis.
Was ist das Schönste an eurer Arbeit?
Hier sprachen alle wie aus einem Mund:
„Die Reaktion der Geschwister!“
„In die Gemeinde zu kommen und in die strahlenden Augen der Geschwister zu blicken,
wenn sie den Altarschmuck sehen.“
„Und wir sind eine tolle, lebendige Gruppe und haben ein schönes Miteinander“, sagt Marlis. Marlis ist die einzige aus der ehemaligen Gemeinde Finkenkrug in der Gruppe und wollte nach Bezug der neuen Kirche eigentlich ihren ehrenamtlichen Blumendienst nach über 50 Jahren quittieren. Warum sie immer noch den Altar schmückt? Die Antwort gibt sie selbst und ihr Gesicht strahlt dabei: „Ich find‘s so toll hier!“
Aber auch die Erlebnisse innerhalb der Gruppe gehen den Blumenfeen immer wieder nahe, sie fühlen sich eins, sprechen sich immer wieder ab und springen für den anderen ein, wenn jemand nicht kann. Die Kommunikation läuft viel über WhatsApp, Blumenbilder werden verschickt und gemeinsam begutachtet. Die Freude an dieser Aufgabe steht ständig im Vordergrund und eben auch der Wunsch, diese Freude zu teilen.
So berichtet unsere Blumengruppe von einigen Erleben, die sie hatten, als die Mauer noch den Osten vom Westen trennte und man Blumenläden von außen nicht als solche erkannte, weil die Auswahl an Blumen sich auf ein Minimum beschränkte. Annette erzählt, dass sie 1989 heiratete und ihre Befürchtung, nur Kunstblumen zu ihrer Hochzeit zu haben, glücklicherweise nicht wahr wurde, da ihr Mann Tommy noch echte Blumen irgendwo herzaubern konnte.
Und oft erleben unsere Blumenfeen auch, dass die für den Altar gewählten Blumengestecke bei Übertragungsgottesdiensten genau zu den Blumen am Altar des Apostels passen. Und auch dass innerhalb der Gruppe immer wieder eine Verbindung spürbar wird. So erzählt Christine, wie plötzlich und ohne vorherige Absprache genau das Gefäß vorm Altar stand, das die nächste Blumenfee zum Bestecken verwenden wollte.
Welche Situationen stellen euch vor besondere Herausforderungen?
„Die neue Kirche stellt uns vor einige Herausforderungen. Alles ist größer und die Ansprüche sind inzwischen gewachsen, beispielsweise bei Trauerfeiern will der besondere Ausdruck durch Blumen gut vorbereitet sein.“
Welche Wünsche habt ihr für die Zukunft?
„Wir wünschen uns, dass unsere Kreativität den Freiraum bekommt, die es braucht, sozusagen einen Vertrauensbonus in unsere Tätigkeit, die nicht mit Auflagen verbunden ist.“
Wer kann bei euch mitmachen?
„Jeder, der möchte und regelmäßigen Blumendienst übernehmen kann.“
Vielen Dank für die spannenden Einblicke in Eure Arbeit, wir danken Euch für Euren Einsatz und sind gespannt auf Eure zukünftigen kreativen Ideen.
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